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S&P 500 – Was wir aus den 1970ern lernen können!

14. April 2013, 19:21 Uhr

Freie Analysen

Nachdem der Dow Jones schon vor fünf Wochen sein altes Allzeithoch aus dem Jahres 2007 überschritten hat, hat es der breiter aufgestellte S&P 500 nun in der zurückliegenden Woche auch geschafft. Sehen wir jetzt damit endlich das große Kaufsignal? Kommt jetzt die Mega-Super-Hausse, in der alle mit Aktien reich werden?

Die 1970er waren eine tolle Zeit. Das habe ich zumindest gehört und gelesen. Hippies, freie Liebe, Schlaghosen und Deutschland wurde zum 2. Mal Fußballweltmeister. Nach den Appollo-Mond-Missionen schien so gut wie alles möglich. Es herrschte in dieser Zeit eine gewisse Aufbruchstimmung, die auch nur kurzzeitig von der Ölkrise und den Anti-Atom-Bewegungen unterbrochen wurde. Apple und Microsoft wurden beispielsweise in dieser Zeit Mitte der 1970ern gegründet. Börsentechnisch spiegelt sich diese gesellschaftliche Entwicklung auch in den Kursen wider.

Schauen wir was in dieser Zeit US-Leitindex S&P 500 passiert ist. Startpunkt meiner Betrachtung ist der Februar 1966, den ich mit dem Punkt 0 gekennzeichnet habe. Diesen Punkt habe ich deshalb gewählt, weil ab dort die größte und längste Korrektur- bzw. Seitwärtsphase am Aktienmarkt seit dem 2. Weltkrieg begonnen hat. Ab dort ging es bis zum Oktober 1966 um 24 % abwärts. Das ist in dem folgenden Chart die Phase 1.

130412-SPX-m

 

Phase 2 ist eine positive Phase und führte bis Dezember 1968 zu einem Anstieg um 51 % auf fast 110 Punkte. Doch dieser Anstieg wurde mit Phase 3 wieder komplett abverkauft. Bis zum Mai 1970 verlor der S&P 500 37 % und fiel zeitweise unter 70 Punkte. Dann kam es wieder zu einer markanten Erholung.

Phase 4 war aber mit 77 % deutlich stärker als Phase 2 und brachte damals neue Allzeithochs, die viele Monate Bestand hatten, zu Stande. Im Rahmen dieser Hausse-Phase stieg der US-Leitindex bis zum Januar 1973 auf 122 Punkte. Doch der Anstieg war erneut nicht von Dauer. Erneut brachen die Kurse ein. Dieses Mal um 50 % auf 61 Punkte. Sowohl das Tief der Phase 1 als auch das Tief der Phase 3 wurden in Phase 5 deutlich unterschritten.

Erst nach dieser fast 9-jährigen volatilen Phase konnte sich der S&P 500 nachhaltig befreien und bis zum nächst größeren Kurseinbruch – dem Crash im Oktober 1987 mit Minus (August bis Oktober: – 36 %) – fast unbeirrt steigen!

Was bringen jetzt diese Zahlenspielereien?

Nun, wenn ich mir diese knapp 9 Jahre anschauen, erkenne ich frappierende Ähnlichkeiten zu der Entwicklung des S&P 500 von 2000 bis heute. Der Startpunkt 0 aus dem Februar 1966 entspricht meiner Einschätzung nach dem Hoch im März 2000. Ab dort ging es im Rahmen der Phase 1 bis zum Oktober 2002 noch verhältnismäßig moderat um 51 % abwärts auf 770 Punkte.

Phase 2 ist – ähnlich wie die Ende der 1960er – eine Hausse-Phase, die den breiten US-Markt bis zum Oktober 2007 um 105 % auf 1576  und damit auf ein damaliges neues knappes Allzeithoch hievte. Die dann folgende Phase 3 ließ den S&P 500 erneut kollabieren. Diese Mal um 57 % auf 667 Punkte im März 2009. Sie entspricht der Phase 3 im Mai 1970. Phase 4, in der wir uns aktuell befinden, ist wieder eine Hausse-Phase. Bislang konnte der S&P 500 hier 140 % zulegen.

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Folgende Gemeinschaften kann ich aus diese beiden Charts herauslesen:

1. Beide Charts zeigen eine komplexe und volatile sowie mehrjährigen Seitwärtsbewegung im langfristigen Aufwärtstrend.

2. Beide Charts zeigen aus Sicht der Charttechnik ein offenes bzw. expandierendes Dreieck.

3. Die daraus resultierende Ähnlichkeit der untersuchten Zeiträume ist nicht von der Hand zu weisen.

Folgende Unterschiede gibt es dennoch:

1. Die Ausschläge nach unten waren damals in den 1960ern und 1970ern prozentual deutlich weniger stark ausgeprägt als in den zurückliegenden 13 Jahren.

2. Die “alten” Allzeithochs wurden dafür allerdings jeweils recht deutlich mit 15 % bzw. 11 % übersprungen, ehe sich eine neue Baisse einstellte. 2007 waren es lediglich 1,5 % und zuletzt bisher nur magere 1 %. 

3. In der aktuellen Phase waren hingegen die Ausschläge nach unten deutlich größer gewesen.

Die jüngst erreichten neuen Allzeithochs beim S&P 500 sind meiner Meinung nach damit mit Nichten eine Garantie für den Start eines neuen nachhaltigen Bullenmarktes. Selbst mehrmalige Monatsschlusskurse mit 11 % bis 15 % über den alten Hochs sind kein Garant für eine nachhaltige Aktien-Hausse, egal, was Trendfolgesysteme anzeigen. Das zeigt die Phase von 1966 bis 1975 sehr deutlich und eindrucksvoll.

Des Weiteren kann das jüngste Allzeithoch am breiten US-Markt auch nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir uns hier seit dem Jahre 2000 in einer riesigen und komplexen Konsolidierung befinden, die schlicht und einfach lediglich den raketenartigen Anstieg des S&P 500 von 61 auf 1.576 (1975 bis 2000) Punkten abfedert.

Was den wenigsten Anleger ebenfalls nicht einleuchtet: Selbst in Korrekturen oder Bärenmärkten sind neue (Allzeit)Hochs eher die Regel als die Ausnahme. Auch wenn das natürlich völlig paradox und unlogisch erscheint.

Fazit: Der historische Chartvergleich würde für den S&P 500 zum Einen bedeuten, dass das Aufwärtspotenzial bislang noch nicht vollständig ausgeschöpft ist und rein rechnerisch noch Platz bis ca. 1.749 bzw. 1.812 besteht. Zum Anderen zeigt er aber auch, dass wir uns auf eine neue Baisse – ob diese ab jetzt oder erst ab ca. 1.812 startet, ist dabei zunächst einmal nebensächlich – einstellen sollten, die mit hoher Wahrscheinlichkeit erst unter dem Tief aus dem Jahre 2009 (667) enden wird. Geschichte wiederholt sich bekanntlich nicht, aber sie reimt sich …

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Viele Grüße,

Ihr Robert Schröder

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